Mehr Mut bei KI, bitte!

KI bietet ein enormes Potenzial in eigentlich allen Unternehmensbereichen, auch im Marketing. Dort helfen bereits unzählige Tools bei der Marketing Automation und analysieren beispielsweise Zielgruppen, um Kampagnen individueller gestalten zu können, oder erstellen Inhalte für Veranstaltungen – vom Einladungsschreiben im Vorfeld bis zur Pressemitteilung im Nachgang. Bislang werden die umfangreichen Möglichkeiten von KI aber von vielen Unternehmen nicht vollständig ausgeschöpft. Sie haben keine KI-Strategie oder befinden sich noch in der Experimentierphase, sind also weit von einem produktiven Einsatz entfernt.

Gerade in Deutschland beobachte ich teilweise auch eine gewisse Zurückhaltung beim Einsatz von KI. Unternehmen konzentrieren sich eher darauf, was schief gehen könnte, als auf die Chance, Prozesse und Entscheidungen zu verbessern. Das führt dann zu langen Diskussionen, die KI-Initiativen ausbremsen, und nicht selten sogar zu Verboten – den Mitarbeitenden wird die Nutzung von KI-Tools untersagt. Dabei ist das Ausprobieren, das Experimentieren und Sich-vertraut-Machen mit KI-Tools so wichtig, um das Interesse an der Technologie zu fördern und sinnvolle Einsatzmöglichkeiten zu entdecken.

Ohne KI laufen Unternehmen Gefahr, im Wettbewerb zurückzufallen. Sie brauchen die Technologie, um effizienter zu werden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von repetitiven Aufgaben zu entlasten und neue Geschäftschancen zu nutzen. Fast täglich kommen neue KI-Tools auf den Markt und welche grundlegenden Verbesserungen sie in einigen Jahren bringen werden, ist heute noch gar nicht absehbar. Im Marketing etwa ist eine engere Verknüpfung von Field Marketing, CRM und Marketing Automation sehr wahrscheinlich. KI-Agenten könnten beispielsweise detaillierte Informationen über einzelne Kunden oder Zielgruppen aus verschiedenen Systemen aggregieren und auswerten und Inhalte automatisch personalisieren, sodass sie optimal auf die individuellen Kundenbedürfnisse eingehen. Ich zumindest würde ungern auf eine solche Unterstützung verzichten wollen.

Natürlich sind für die KI-Nutzung und gerade das Ausprobieren neuer Tools interne Richtlinien notwendig. Unternehmen müssen diese aufstellen und kommunizieren, sonst agieren Mitarbeitende auf eigene Faust – es würde eine Schatten-IT entstehen, die Sicherheit und Datenschutz gefährdet. Die Hauptaufgabe der Unternehmen besteht jedoch darin, das Interesse der Mitarbeiter für KI zu wecken und ein grundlegendes Verständnis dafür zu schaffen, wie KI funktioniert, wie sie helfen kann und wo ihre Grenzen liegen. Mitarbeiter sollen nicht zu IT-Experten werden, aber sie benötigen KI-Kompetenzen, die sie kontinuierlich erweitern müssen. Aufgrund der dynamischen Entwicklung – nicht nur in der KI, sondern beispielsweise auch im Marketing – können Mitarbeiter andernfalls schnell den Anschluss verlieren.

Darüber hinaus sollten Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Freiräume schaffen, damit sie Zeit haben, neue KI-Tools auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Und sie müssen Budgets bereitstellen: für Schulungen, für KI-Tools und, nicht zu vergessen, für IT-Infrastrukturen, die eine individuelle Anpassung und sichere Nutzung von KI erlauben, frei von Abhängigkeiten. Die Basis für solche Infrastrukturen sind Open-Source-Plattformen. Auf ihnen lassen sich KI-Modelle mit eigenen Daten verfeinern, ohne dass sensible Informationen das Unternehmen verlassen und ohne dass Unternehmen einen Vendor Lock-in fürchten müssen. Sie ermöglichen es, KI schnell und flexibel überall und in jeder Größenordnung bereitzustellen.

Die Grundlagen für all das muss das Top-Management schaffen – der CEO, der CTO und die anderen C-Level-Führungskräfte. Sie geben die Strategie vor, sie definieren die Rahmenbedingungen, sie setzen die Ziele. Was sie dabei nicht vergessen dürfen, sind Themen wie „KI und Leadership“ sowie „KI und Ethik“. Schließlich geht die KI-Einführung mit großen Veränderungen für die Belegschaft und ihre gewohnten Arbeitsprozesse einher und muss ethischen Prinzipien folgen. Nur dann kann eine richtige Innovationskultur entstehen, die langfristig zum Unternehmenserfolg beiträgt.